3. Juli 2017 / Patricia Wiede / Know-how

Entwickelt sich in unserer Welt gerade sowas wie eine 1-Click-Mentalität? Und führt sie dazu, dass wir immer ungeduldiger werden, uns immer mehr von uns selbst entfernen? Interessanter Gedanke, den die Londoner Experience Designerin Rachel Jones kürzlich im Design Exchange Magazine sowie in LEAD Digital ausführte.

Jones macht sich Gedanken darüber, was es mit uns macht, wenn wir mit einem Klick alles erledigen können – wenn digitale Shortcuts wie die „1- Click“-Bestellung im Online-Shop, die elektronische Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr oder die Taxibestellung per App immer weitreichender und üblicher werden. Keine Frage: Wer sich durch solche digitalen Abkürzungen an seine Passwörter nicht mehr erinnern und keine Details zur Lieferung oder Kreditkartendaten mehr eingeben muss und sich ohne Kampf am Fahrkartenautomaten nahtlos mit Bus und Bahn durch die Großstadt bewegen kann, spart Zeit und lebt leichter. Doch klar ist für die Designerin auch: „Shortcuts erzeugen eine neue Vorstellung davon, wie man gewisse Dinge ‚normalerweise’ tut. Und das hat einen Effekt auf die physische Welt.“ Nämlich? „Wir sind schneller frustriert, wenn wir im Laden etwas nicht finden oder an der Kasse Schlange stehen müssen.“

Die meisten Shortcuts, die unser Leben aktuell beeinflussen, wurden für eine digitale Welt kreiert, so die Expertin. Linear, aufgabenorientiert. Für bestimmte Situationen sei das perfekt. Doch mit typisch menschlichem Verhalten habe es nur wenig zu tun. Denn der Mensch ist nicht linear, er will nicht immer nur möglichst schnell von A nach B kommen. Er will sich auch mal treiben lassen und was erleben.

Der Rat von Jones ist deshalb: Digitale Shortcuts dürfen nicht das menschliche Verhalten definieren oder vorgeben. Sondern umgekehrt. Gutes Experience Design muss beobachten, wie sich Menschen verhalten und danach richten – erkennen, wo der Mensch was erledigen will und wo er die Seele baumeln und sich inspirieren lassen will. Die Herausforderung sei es, ein Gleichgewicht zu finden zwischen digitaler Automatisierung und dem, was uns als Menschen ausmacht.

Gedanken, die nicht so weit weg sind vom Content Marketing: Auch wir müssen uns in Zeiten digitalen Storytellings überlegen, wo und wie wir dem Leser Abkürzungen bieten und wo er sich vielleicht doch noch in was vertiefen will. Wo wir, sagen wir, Storytelling Shortcuts einfügen und wo und wie wir etwas zur Inspiration bieten. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Blog-Post zum Thema Scrollytelling…